Betriebsjubiläum am 01.10.2020

Damals, Heute und Morgen. Ein Bericht vom heutigen Geschäftsinhaber Jürgen Spriesterbach.

Mein Vater Gerhard Spriesterbach hat am 01.10.1970 unsere Firma gegründet. Er hatte gerade die Meisterprüfung im Maurerhandwerk in der Tasche, aber die Fliesen- und Natursteinverlegung war sein Steckenpferd. Die Zeiten und die Techniken waren noch nicht so entwickelt wie heute. Zu dieser Zeit gab es beispielsweise noch keinen Fliesenkleber. Der war noch nicht erfunden. Und die Fliesengrößen waren üblicherweise an den Wänden 15x15cm, am Boden 20x20cm. Geschnitten wurde mit einem Glasschneider oder mit einem Meißel. Heute alles undenkbar. Sein „Lager“ war in einem Schweinestall und sein „Büro“ war ein Tischchen mit einem Telefon. Die Rufnummer 06046-7038 hat sich übrigens bis heute nicht geändert.

Gerhard Spriesterbach kaufte weitsichtig ein mit 3500 qm heute noch ausreichend großes Grundstück in der Frankfurter Straße in Ranstadt-Bobenhausen. Es folgte der Umzug des Betriebs ab dem Jahre 1972 in Anfangs kleinen Schuppen, und nach und nach mit festen Lagerhallen und Wohnräumen. Er riskierte sehr viel, auch finanziell, und das Ganze übrigens ohne jegliche Unterstützung der Gemeinde, weil Seine Absichten, einen Handwerksbetrieb langfristig zu führen, für jeden als chancenlos erachtet wurden. Mein Vater war aber schon immer ein Sturkopf, der seine Ideen so schnell wie möglich umsetzte.

Anfangs agierte er noch ohne Mitarbeiter, die dann aber mit den Jahren wegen stetig steigender Nachfrage dazukamen. Büroarbeit abends, nachts und sonntags mit meiner Mutter Christa. So lief das damals. Ich kann mich noch an den ersten kleinen LKW erinnern, damals noch ein gebrauchter Opel-Blitz mit Hybridantrieb (Gas & Benzin). Dazu noch ein Opel Kadett. Benzin kostete damals etwa 0,30 €/Ltr – herrlich. Mein Vater Gerhard Spriesterbach absolvierte 1981 auch noch den Meisterbrief als Fliesenleger, um meinen Bruder Olaf und mich selbst ausbilden zu dürfen, was dann auch schnellstmöglich geschah.

Mein Bruder Olaf ist inzwischen geprüfter Bau-Techniker, stemmt das Tagesgeschäft und sorgt für die Umsetzung der laufenden Projekte. Meine Ehefrau Martina schulte um als Bürokauffrau und ist mit im Büro tätig. Beide sind heute ganz wesentliche Stützen des Betriebs. Insgesamt 14 Mitarbeiter unterschiedlichen Alters zählen mittlerweile zum Team, auf das ich extrem stolz bin. Einige sind schon Jahrzehnte bei uns und führen die Jungen heran. Wir schulen regelmäßig und bekommen durchweg positives Feedback unserer Kunden zu Freundlichkeit und Kompetenz unserer Jungs. Wir arbeiten heute in einem groben Umkreis von bis zu 50km, wozu auch das Rhein-Maingebiet gehört. Unser Augenmerk gilt den privaten Neu- und Altbauten.

Ein sehr wichtiges Standbein ist die Zusammenarbeit mit den Sanitär-Installateuren unserer Region. Mit unserer Unterstützung können diese „schlüsselfertige“ Bäder anbieten. Aber auch zahlreiche Wohnbaugesellschaften und Fertighaus-Anbieter zählen auf uns. Die Natursteinverlegung komplettiert unser Angebot. Die neuen Herausforderungen unserer Zeit nehmen wir sehr gerne an. So z.B. den Umgang mit verrückt großen Fliesenformaten (bis 150x300cm), Montage von beleuchteten Bordüren oder Nischen, Verarbeitung modernster Produkte zum sicheren Abdichten oder technisch höchst anspruchsvolle Fliesenkleber aus Polyurethan sind für uns selbstverständlich. Die ausufernde Bürokratie und die immens steigenden Kosten sind dagegen weniger schön. Hier wäre meiner Meinung nach die Politik gefordert, diese Entwicklung nicht weiter ausufern zu lassen.  Aber wir kleine Handwerksunternehmen können dies leider nicht beeinflussen.

Corona hat uns zum Glück nicht besonders getroffen. Wir hatten kaum Einschränkungen dadurch, worüber ich sehr froh bin und ich hoffe, dass es so bleibt. Was die Zukunft bringt, weiß man ja nie, aber unser Gewerk des Fliesen- und Natursteinlegers ist ein so wichtiger,  kreativer und gefragter Beruf, der auch Krisen auszuhalten vermag. Ich kann die jungen Leute aus vollster Überzeugung nur ermutigen, einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Man schafft bleibende Werte, hat mit Menschen zu tun, extrem abwechslungsreiche Aufgaben und hat bereits in jungen Jahren ein sicheres Einkommen.

Ich danke meiner Familie, meinen Mitarbeitern,  Kunden und Lieferanten für unseren Erfolg und wünsche mir natürlich, dass es so weitergeht.

Jürgen Spriesterbach